AbbildtheorieErkenntnistheoretische Position, die davon ausgeht, dass Wissen oder Sprache die Wirklichkeit dadurch erfasst, dass sie diese durch mentale Repräsentationen oder Begriffe möglichst getreu abbildet, wobei die Übereinstimmung zwischen Abbild und Abgebildetem als Wahrheitskriterium gilt.
AbduktionBeim abduktiven Schlussfolgern wird von einem Resultat und einer Regel auf einen möglichen Fall geschlossen; bspw. lässt nasses Gras (Resultat) und die Erfahrung, dass bei Regen das Gras nass wird (Regel), den möglichen Schluss zu, dass es zuvor geregnet hat (Fall) (vgl. Deduktion, Induktion).
AbsichtEin Mensch der handelt, handelt mit Absicht – oft auch Intention genannt – im Unterschied zu einem Menschen, der sich verhält (vgl. Handlung, Intention, Verhalten).
absolutDas von allen Bindungen und Abhängigkeiten Freie, für sich Seiende, aus sich Bestimmte, Ursachenlose und Nicht-Begründungsbedürftige (vgl. relativ).
abstraktIm Gegensatz zum Konkreten, dem unmittelbar Wahrgenommenen und Erlebten, steht das Abstrakte für das vom Einzelfall losgelöste, überindividuelle Ergebnis eines Denkprozesses (vgl. konkret).
AbstraktionDer gedankliche Prozess, bei dem von den konkreten Eigenschaften einzelner Phänomene abgesehen wird, um allgemeine Merkmale herauszuarbeiten, die für eine Klasse von Objekten charakteristisch sind.
absurdDas der menschlichen Erfahrung und Vernunft widersprechende, widersinnige.
AbwehrmechanismusForm des Umgangs mit bedrohlichen Situationen zur Bewahrung der eigenen Unversehrtheit.
ad hominemArgumentationsweise, bei der nicht die Sache, sondern die Person des Gegners angegriffen wird.
ad infinitumEin theoretisch ins Unendliche fortschreitender Ablauf.
Ad-hoc-HypotheseEine Zusatzannahme, die eingeführt wird, um eine bestehende Theorie vor Falsifikation zu schützen.
AdäquatheitDas angemessene Verhältnis zwischen Darstellung und Gegenstand, Theorie und Wirklichkeit oder Mittel und Zweck.
AdiaphoraDinge oder Handlungen, die moralisch indifferent sind, also weder gut noch schlecht.
AffektIntensiver, meist kurzfristiger emotionaler Zustand, der das Denken und Handeln maßgeblich beeinflusst.
AffektivitätDie Neigung zu intensiven Gefühlen.
AgapeBegriff für eine uneigennützige, bedingungslose Liebe, die insbesondere im Christentum als Ideal zwischenmenschlicher Beziehungen verstanden wird.
AgnostizismusÜberzeugung, dass das Absolute, das Ganze, das Wesen allen Seins unerkennbar ist, der Mensch sich allein auf seine Erfahrung stützen kann und das Transzendente – sofern es existiert – ihm unzugänglich ist.
AisthesisSinnliche Wahrnehmung und Empfindung, die als Grundlage der Erkenntnis und als Vermittlerin zwischen Subjekt und Objekt eine zentrale Rolle spielt.
akausalEtwas, das nicht durch ein unmittelbares Nacheinander von Ursache und Wirkung bedingt ist (vgl. kausal).
AkkommodationAnpassung kognitive Schemata an neue Erfahrungen (vgl. Assimilation).
AktEine aktualisierte Seinsweise oder verwirklichte Tätigkeit im Gegensatz zur bloßen Möglichkeit (Potenz).
AktivitätDas selbstbestimmte, zielgerichtete Handeln eines Subjekts im Gegensatz zur Passivität.
AktualitätZustand des Wirklichseins oder der gegenwärtigen Verwirklichung einer Möglichkeit.
AkzeptabilitätEigenschaft von Aussagen oder Theorien unter bestimmten epistemischen, logischen oder sozialen Bedingungen als annehmbar zu gelten.
AkzidensIm Gegensatz zur Essenz, das Hinzukommende, nicht Wesentliche, nicht Notwendige einer Entität; bspw. Eigenschaften hinsichtlich der Qualität, Quantität oder der Lage (vgl. Essenz).
AletheiaDer griechische Begriff für Wahrheit als Unverborgenheit oder Offenbarung des Seienden.
AlgorithmusEin meist aus mehreren Schritten bestehendes Verfahren zur Lösung von Aufgaben.
AllegorieBildhafte Darstellung abstrakter Begriffe oder Ideen durch konkrete Gestalten, Handlungen oder Szenen zur Veranschaulichung komplexer Sachverhalte.
Allgemein, das AllgemeineBegriff, der sich auf Eigenschaften, Merkmale oder Prinzipien bezieht, die mehreren Einzeldingen gemeinsam sind.
AllgemeingültigkeitEigenschaft von Aussagen, Normen oder Prinzipien, unter allen relevanten Bedingungen und für alle betroffenen Subjekte zu gelten.
AlltagsspracheDie natürliche Sprache, wie sie im täglichen Leben zur Kommunikation verwendet wird.
Alter EgoBezeichnet das Gegenüber oder den Anderen als ein zweites Ich, das zur Konstitution des Selbstbewusstseins und zur Entwicklung intersubjektiver Beziehungen beiträgt.
AlternativeEine Alternative ist eine Möglichkeit oder Option, die neben anderen zur Wahl steht.
AltruismusEine ethische Haltung oder Handlung, bei der das Wohl anderer über das eigene Interesse gestellt wird.
AmbiguitätEin Zustand der Zweideutigkeit (oft auch Mehrdeutigkeit) bzw. des Mangels an Eindeutigkeit.
AnalogieÜbereinstimmung mindestens zweier Gegenstände, Sachverhalte oder Ereignisse bezüglich ausgewählter Merkmale.
AnalogieschlussArgumentationsform, die von bekannten Ähnlichkeiten auf unbekannte Eigenschaften schließt.
AnalyseAnalyse ist das methodische Zerlegen komplexer Sachverhalte in ihre Bestandteile, um deren Struktur, Funktion oder Bedeutung zu erkennen.
AnalytikLehre der Analyse im Sinne der Untersuchung sprachlicher, logischer oder begrifflicher Strukturen, wie sie in Analysen verwendet werden.
AnarchieZustand oder Gesellschaftsform ohne Herrschaft oder zentrale Autorität.
Andere, dasDasjenige, was sich vom Selbst unterscheidet.
Android(e)Ein einem Mann in Gestalt und Verhalten täuschend ähnlicher Roboter (vgl. humanoid, Gynoid(e)).
AnerkennungBegriff, der die Bestätigung und Wertschätzung von Individuen oder Gruppen beschreibt und als Voraussetzung für Selbstbewusstsein, Freiheit und soziale Gerechtigkeit gilt.
AnschlussbedürfnisDas Bedürfnis nach sozialem Kontakt.
Anthropologie, philosophischePhilosophische Disziplin, die das Wesen, die Stellung und die Bestimmung des Menschen im Gesamtzusammenhang der Wirklichkeit untersucht und dabei biologische, kulturelle und geistige Aspekte integriert.
AnthropozentrismusWeltanschauung, die den Menschen als Mittelpunkt und Maß aller Dinge betrachtet.
antifragilEigenschaft eines Systems, welches sich bei steigender Belastung weiterentwickelt, bevor es bei höheren Belastungen Schaden nimmt (vgl. fragil).
AntinomieWiderspruch zwischen zwei gleich gut begründbaren, aber unvereinbaren Aussagen oder Prinzipien.
AntitheseAntithese bezeichnet die einer These entgegengesetzte Behauptung oder Position.
AntizipationVorwegnehmende Erwartung oder Vorstellung zukünftiger Ereignisse oder Sachverhalte.
ApeironDas Unbegrenzte oder Unbestimmte, das als Ursprung aller Dinge verstanden wird.
ApodiktischEigenschaft einer Aussage oder eines Urteils, mit strikter Notwendigkeit und absoluter Gewissheit zu gelten, sodass das Gegenteil unmöglich ist.
AporieEine argumentative oder begriffliche Ausweglosigkeit aufgrund fehlender Lösungen.
ApotheiaZustand der Affektlosigkeit oder Leidensfreiheit, der durch Selbstbeherrschung erreicht wird und als Ideal der Seelenruhe gilt.
ApriorismusErkenntnistheoretische Position, dass bestimmte Erkenntnisse oder Prinzipien unabhängig von Erfahrung, also a priori, gegeben sind und als Grundlage für weiteres Wissen dienen.
ArbeitZweckgerichtete Tätigkeit des Menschen zur Umgestaltung der Natur als auch zentrales Moment gesellschaftlicher Entwicklung und Selbstverwirklichung.
ArgumentEin Argument ist eine sprachliche oder logische Einheit, die aus Prämissen und einer Konklusion besteht und dazu dient, einen bestimmten Standpunkt rational zu begründen oder zu widerlegen.
ArgumentationstheorieUntersucht die Struktur, Funktion und Gültigkeit von Argumenten sowie die Regeln des vernünftigen Argumentierens.
Arroganz, epistemischeDie Überschätzung des menschlichen Erkenntnisvermögens (vgl. Bescheidenheit, epistemische).
ArtefaktEin von Menschen geschaffenes Objekt, das im Gegensatz zu natürlichen Gegenständen steht und als Beispiel für kulturelle, technische und intentionale Hervorbringungen dient.
ArtikulationProzess der klaren und differenzierten Ausdrucksform von Gedanken, der für das Verstehen und die Kommunikation wesentlich ist.
AskesePraxis der bewussten Enthaltung und Selbstdisziplin als Weg zur Läuterung und geistigen Freiheit.
AssimilationEinordnung neuer Erfahrungen in bestehende kognitive Schemata (vgl. Akkommodation).
AssoziationAssoziation bezeichnet die Verknüpfung von Vorstellungen oder Ideen im Bewusstsein.
AssoziationsstärkeDie Stärke, mit der Begriffe in Beziehung zueinander stehen; bspw. Ball, Tor und Rasen im Vergleich zu Ball, Tier und Reibeisen.
AtaraxieZustand der inneren Unerschütterlichkeit und Gelassenheit als Ziel einer gelingenden Lebenskunst.
AttributEin zugeschriebene und als wesentlich eingestufte Eigenschaft.
AttributionAkt der Zuschreibung einer als wesentlich eingestuften Eigenschaft.
Attribution, externalZuschreibung einer Eigenschaft, die auf äußere Umstände zurückgeführt wird; bspw. bei einem Menschen, der seine Gereiztheit als durch andere hervorgerufen sieht (vgl. Attribution internal).
Attribution, internalZuschreibung einer Eigenschaft, die auf innere Umstände zurückgeführt wird; bspw. bei einem Menschen, der seine Zuversicht in seinem Charakter verankert sieht (vgl. Attribution external).
AufgabeSituation, in der die Mittel und Methoden für das Erreichen eines Ziels vorhanden sind und umgesetzt werden könne (vgl. Problem).
AufmerksamkeitBewusste und gezielte Zuwendung des Bewusstseins auf bestimmte Inhalte oder Reize.
AusdruckDer Vorgang oder das Ergebnis, durch das innere Zustände, Gedanken oder Gefühle in äußerlich wahrnehmbare Zeichen, Sprache oder Handlungen umgesetzt werden.
Ausgeschlossener WiderspruchFundamentales logisches Gesetz, das besagt, dass ein Satz und sein Gegenteil nicht zugleich wahr sein können.
Ausgeschlossenes DrittesBesagt, dass von zwei einander entgegengesetzten Aussagen eine wahr und die andere falsch sein muss, sodass es keine dritte Möglichkeit gibt.
AussageEin sprachlicher Ausdruck, der einen bestimmten Sachverhalt behauptet und entweder wahr oder falsch sein kann.
Außenweltsteht für den Gedanken an die Gesamtheit der von einem Subjekt unabhängig existierenden Dinge.
AutarkieZustand oder Ideal der Selbstgenügsamkeit und Unabhängigkeit, sei es auf individueller, sozialer oder staatlicher Ebene.
AuthentizitätWiderspruchslose Übereinstimmung des eigenen Handelns mit den eigenen Überzeugungen.
AutonomieDie Fähigkeit oder das Recht eines Individuums oder einer Gemeinschaft, sich selbstständig und nach eigenen Gesetzen zu bestimmen.
AutopoiesisFähigkeit eines Systems, sich selbst zu erzeugen und zu erhalten, wobei dieser Begriff insbesondere für das Verständnis lebender und sozialer Systeme bedeutsam ist.
AutoritätDie anerkannte oder legitimierte Macht, Einfluss auf andere auszuüben.
AxiomEin grundlegender, nicht weiter begründeter Ausgangssatz, der zusammen mit anderen Axiomen die Basis für die Ableitung weiterer Sätze bildet.