Die neunte Spur
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Die neunte Spur

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Aus Sicht der Spezialisten

Das Gefüge aus Selbstverständlichkeiten nimmt Konturen an, wenn es von mehreren Arbeitsfeldern aus betrachtet wird.

Eine Vielzahl an Menschen arbeitet in Bereichen, in denen sie sich mit Inhalten beschäftigen, die im Alltag anderer Menschen den Charakter von Selbstverständlichkeiten angenommen haben oder annehmen können. Nachfolgend eine Auswahl:

(1) Recht & Kultur: Normen & Normalität.

  • Normen: Formelle oder informelle Erwartungen (insb. aufgrund von Gesetzen und sozialen Gepflogenheiten), um Ordnung durch Prognostizierbarkeit und Sanktionierbarkeit zu schaffen.
  • Normalität: Kontextabhängiges Zusammenspiel von Umständen und Verhaltensweisen auf Basis geltender Normen, das in einer Gruppe oder Gesellschaft als üblich betrachtet wird.

(2) Wirtschaft und Technik: Konventionen & Standards.

  • Konventionen: Tradierte und allgemein akzeptierte Regeln und Praxen, die in einer bestimmten Branche oder Berufsgruppe etabliert sind.
  • Standards: Maße und Regelwerke, die als Grundlage für die Bewertung oder den Vergleich von Qualitäten, Leistungen oder Abläufen dienen.

(3) Erkenntnistheorie und Mathematik: Logik & Axiome.

  • Logik: Prinzipien des widerspruchsbereinigten Denkens und Argumentierens, die bestimmen, wie in Argumentationen Schlussfolgerungen aus Prämissen abgeleitet werden.
  • Axiome: Grundlegende Annahmen, die als Ausgangspunkte für Argumentationen dienen und ohne vorausgehende Beweisführung als wahr gesetzt und genutzt werden.

(4) Religion und Politik: Dogmen & Stereotype.

  • Dogmen: Lehrsätze in politischen oder ideologischen Systemen, die als unbestreitbare Wahrheiten betrachtet und gegen eine Infragestellung geschützt werden.
  • Stereotype: Stark vereinfachte und verallgemeinerte Vorstellungen oder Bilder von bestimmten Gruppen von Menschen, die zu Fehlwahrnehmungen führen.

(5) Psychotherapie und Psychologie: Introjekte & Einstellungen.

  • Introjekte: Internalisierte und meist prägende Einstellungen oder Werte, die ein Mensch insbesondere von wichtigen Bezugspersonen wie Eltern oder Autoritätspersonen übernimmt.
  • Einstellungen: Innere Haltungen gegenüber einer Person, einem Gedanken oder einem Sachverhalt, die mit emotionalen Bewertungen und spezifischen Erwartungen verknüpft sind.

(6) Biologie und Anthropologie: Automatismen & Gewohnheiten.

  • Automatismen: Lebenserhaltende Aktivitäten des menschlichen Körpers, die ohne jede bewusste Steuerung und Kontrolle ablaufen und, anders als Reflexe, nicht durch äußere Faktoren ausgelöst werden.
  • Gewohnheiten: Durch Wiederholung eingeschliffene individuelle Denk- und Verhaltensweisen ohne direkten Zwang zu Nützlichkeitserwägungen und oft mit einer befriedigenden Wirkung aus sich selbst.

(7) Umgangs- und Verhaltensregeln: Anstand & Etikette.

  • Anstand: Soziale Regeln, die das Verhalten von Individuen hinsichtlich Respekt, Höflichkeit und Rücksichtnahme in einer Gesellschaft leiten.
  • Etikette: Formelle Regeln, die in spezifischen Kontexten als angemessen gelten, wie zum Beispiel Tischmanieren oder Begrüßungsformen.

(8) Soziologie und Sozialpsychologie: Habitus & Routinen.

  • Habitus: Kennzeichnet das Auftreten von Menschen bestimmter sozialer Milieus, insbesondere mit Blick auf Lebensstil, Sprache, Kleidung oder Geschmack, aufgrund verinnerlichter kollektiver Dispositionen.
  • Routinen: Bilden wiederkehrende Handlungsabläufe oder umfangreiche Verhaltensmuster, die von Menschen oder Gruppen eingeübt und angewendet werden, meist um Aufgaben effizient zu erledigen.

Die ausgewählten Konzepte aus den einzelnen Arbeitsfeldern weisen eine Nähe zum Phänomen der Selbstverständlichkeit auf. Die fachlichen Erörterungen dieser Konzepte liefern wichtige Denkanstöße, die auch für die Erhellung des Phänomens der Selbstverständlichkeit von Bedeutung sind.