03 | 12
Fragen, Probleme, Streite
So unterschiedlich Fragen, Probleme und Streite sind, so ähnlich ist das, auf was sie aus sind: Selbstverständlichkeiten.
So unterschiedlich Fragen, Probleme und Streite sind, so ähnlich ist das, auf was sie aus sind: Selbstverständlichkeiten.
Tätig sein, das bedeutet immer auch, Fragen zu beantworten, Probleme zu lösen und Streite zu klären. Wenn eine Frage, ein Problem oder ein Streit als Entlassung aus der Selbstverständlichkeit und die jeweilige Antwort, Lösung oder Klärung als Versuch des Wiedereintritts in die Selbstverständlichkeit betrachtet werden, dann zeichnet sich ab, welche Bedeutung dem Phänomen der Selbstverständlichkeit zukommt.
Um das näher zu untersuchen, gilt es, die durch Fragen, Probleme und Streite ausgelöste Bewegung in den Blick zu nehmen. Dazu werden sie wie folgt charakterisiert: Fragen, Probleme und Streite existieren zum Zwecke ihrer Auflösung.
Aber wenn eine Frage beantwortet, ein Problem gelöst oder ein Streit geklärt ist, was ist dann an deren Stelle getreten? Naheliegenderweise ist das eine zur Frage passende Antwort, eine zum Problem passende Lösung oder eine zum Streit passende Klärung.
Allerdings beantworten Menschen im Laufe eines Lebens viele Fragen, lösen viele Probleme und klären viele Streite. Woraus gingen die Fragen, Probleme und Streite hervor? Und wo sind die vielen gefundenen Antworten, Lösungen und Klärungen heute hin?
Fragen kennzeichnen Momente, in denen wir etwas im gedanklichen Sinne nicht mehr verstehen. Probleme kennzeichnen Momente, in denen wir uns im praktischen Sinne auf etwas nicht mehr verstehen. Streite kennzeichnen Momente, in denen wir uns mit anderen nicht mehr verstehen. Diesen Ereignissen der Unverständlichkeit geht eine Zeit der Selbstverständlichkeit voraus.
Antworten hingegen kennzeichnen Momente, in denen wir etwas wieder verstehen. Lösungen kennzeichnen Momente, in denen wir uns wieder auf etwas verstehen. Und Klärungen kennzeichnen Momente, in denen wir uns wieder mit anderen verstehen. Auf diese Erlebnisse der Verständlichkeit folgt früher oder später wieder die Selbstverständlichkeit.
Und auch im Übergang von einer Selbstverständlichkeit zur nächsten – bei der Suche nach der Antwort auf die Frage, der Suche nach der Lösung für das Problem oder der Suche nach der Klärung für den Streit – sind wir auf Selbstverständlichkeiten angewiesen, weil sie alle diese Prozesse in notwendiger Weise begleiten.
Fragen, Probleme und Streite sind brückeninitiierende Ursprünge, die Übergänge von vorausgehenden Selbstverständlichkeiten zu nachfolgenden Selbstverständlichkeiten ermöglichen. Es sind interessanterweise Brücken, die ihrerseits auf Selbstverständlichkeiten beruhen.